Wie stehst du zu Geld?

Fortgeschrittene|Gewaltfreie Kommunikation (GFK)|Selbstreflexion

Wie stehst du zu Geld?

Stell dir vor, dein bester Freund zieht demnächst um, und bittet dich, ihm beim Umzug zu helfen. Wahrscheinlich hast du an dem Samstag noch nichts vor, dein Rücken macht gerade auch keine Probleme und du möchtest ihn gerne unterstützen. Als du ihm gerade antworten möchtest, sagt er: „Ich kann dir auch 40€ dafür geben.“

Spür mal rein, was das mit deiner Motivation macht, und lies erst dann weiter.

Und, was hat es bei dir bewirkt – ist deine Hilfsbereitschaft gestiegen oder gesunken? Wenn sie gesunken ist, kannst du sagen, woran das liegt?

Ohne die Aussicht auf eine finanzielle Belohnung ist deine Entscheidung intrinsisch motiviert – vielleicht möchtest du aus Verbundenheit zu deinem Freund handeln oder es macht dir einfach Freude, zu seinem Leben beizutragen. In dem Moment, wo Geld ins Spiel kommt, werden die Bedürfnisse verdrängt und Marktmechanismen kommen ins Spiel – ist ein Tag Arbeit nicht mehr als 40€ wert? Will ich meine Zeit für Geld hergeben? Brauche ich das Geld?

Obwohl du ursprünglich völlig umsonst geholfen hättest, empfindest du die 40€ jetzt vielleicht sogar als zu wenig – „bei einem Umzugsunternehmen müsste er 1500€ zahlen!“.

Was also ursprünglich als zusätzliche Motivation gedacht war, kann schnell nach hinten losgehen. Vielleicht ist es bei dir nicht so, aber wenn ich etwas „für Geld“ mache, fällt es mir immer sehr schwer, die Bedürfnisse hinter meinem Handeln zu sehen. Die Motivation geht flöten und ich fühle mich wie der Esel mit der Karotte vor der Nase – durchhalten, zumindest wirst du gut bezahlt.

Geld ist kein Bedürfnis – aber wir brauchen es.

Geld als motivierendes Bedürfnis zu sehen, funktioniert also nicht – aber in dem System, in dem wir leben, brauchen wir Geld als „Tauscherleichterungs-Mittel“. Man könnte es auch als Energie ansehen – wenn ich diese Arbeit machen möchte, brauche ich dafür Energie. Marshall Rosenberg brachte es auf den Punkt: „Never work for money – figure out a way to get paid to play.“

Das bedeutet im Grunde, dass wir immer versuchen sollten, unsere intrinsische Motivation im Blick zu behalten und uns dann überlegen, was wir an Geld brauchen, um diese Arbeit zu machen oder dieses Leben zu führen.

Etwas ist nicht einen bestimmten Betrag wert.

Wenn wir dieses Geld beschaffen, sollten wir nicht in die Falle tappen, zu glauben, unsere Arbeit sei einen bestimmten Betrag wert. Denn sonst landen wir schnell im Vergleichen, Urteilen und in der extrinsischen Motivation.

Wieviel ist ein Glas Wasser wert? Zuhause kostet es keinen Cent, wenn es aus dem Wasserhahn kommt, im Restaurant kann es schnell ein paar Euro kosten und für jemanden, der in der Wüste verdurstet, kann es unbezahlbar sein. Der Wert wird ihm also beigemessen.

Anstatt dich in Gehaltsverhandlungen oder beim formulieren eines Angebots darauf zu konzentrieren, was deine Arbeit „wert ist“, schau doch mal, was du brauchst – mit welchem Betrag könntest du entspannt dein Leben führen, ab wann wird dir die Verantwortung vielleicht zu groß, worum möchtest du bitten? Und wie möchtest du damit umgehen, wenn dein Gegenüber dir nicht den Betrag geben möchte, um den du bittest?

Wie ist grundsätzlich dein Verhältnis zu Geld?

Fällt es dir leicht, um einen bestimmten Betrag zu bitten oder merkst du, dass da bestimmte Glaubenssätze aufkommen?

Wenn du das Thema in einer ruhigen Minute vertiefen möchtest findest du hier noch ein Arbeitsblatt aus unseren Ausbildungen.

Hast du noch weitere Fragen zu dem Thema? Ich bin gespannt, sie zu hören!

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