GFK: Haltung oder Methode?

Beziehungsmanagement|Empathie und Verständnis|Gewaltfreie Kommunikation (GFK)|Kommunikationstechniken|Persönliche Entwicklung|Selbstreflexion

Über den Begriff Haltung in der Gewaltfreien Kommunikation

Im Laufe meines Zertifizierungswegs beim CNVC habe ich mich mit meinem Assessor, Frank Gaschler, auch über die unterschiedlichen Möglichkeiten ausgetauscht, die GFK zu vermitteln. Die einen trainieren eher Kompetenzen, die anderen schwören auf tiefe Empathie-Prozesse. Aber fast alle Trainer:innen schreiben auf ihre Homepage „GFK ist keine Methode sondern eine Haltung“. Da lag es nahe, mir mal Gedanken darüber zu machen, was für mich persönlich diese ominöse, vielbeschworene „Haltung der GFK“ eigentlich ausmacht.

Zunächst fiel es mir schwer, mit dem Begriff der Haltung generell etwas anzufangen. Ich verwende ihn persönlich selten, und wenn, dann weniger in der Absolutheit („GFK-Haltung ist…“) als mehr in Abgrenzung und individuell („Für mich geht es mehr um die Entwicklung einer Haltung als um die Methoden“).

Woraus besteht eigentlich die GFK?

Bei der Frage nach der Haltung fielen mir als erste diverse Prinzipien, Grundannahmen und Axiome ein, nach denen die Kommunikationsmethode GFK funktioniert. Zudem gibt es einige Behauptungen, die zwar häufig wiederholt und mit Nachdruck verkündet werden, die auch in bestimmten Kontexten eine sinnvolle Wirkung entfalten mögen, die ich aber nicht uneingeschränkt teilen würde, z.b. indem ich sie auf meiner Homepage verewige. Diese Behauptungen gehen für mich in Richtung Dogmen.

Ein Beispiel für ein Dogma wäre „Es gibt kein Richtig und Falsch“, eine verkürzte Widergabe eines Rumi Gedichts. Der Ingenieur in mir weiß, dass es sehr viel Sinn macht, in Kategorien von richtig und falsch zu denken, z.B. wenn ich etwas berechne und vom Ergebnis abhängt, wie ich ein Kabel dimensioniere. Der GFK Trainer in mir weiß auch, dass sie manchmal überhaupt keinen Sinn machen, zum Beispiel wenn ich mir menschliches Verhalten anschaue.

Ich vermute, dass jede, die die GFK lernt, einen mehr oder weniger prototypischen Entwicklungsweg nimmt, auf dem zu bestimmten Zeiten bestimmte Grundannahmen logisch, wahr, schön oder richtig erscheinen. Diese Grundannahmen machen aber nur einen Teil der eigenen Haltung aus. Eine Haltung ist etwas Inneres, die Summe meiner Absichten, Hoffnungen, Überzeugungen, ein Muster das mein Denken und Handeln durchzieht, geformt durch mein Bild von mir und anderen, meine Erfahrungen, eine Richtschnur, die mein Handeln prägt…all das kann nicht für sich existieren, nur innerhalb eines Menschen.

 „Die GFK“ kann also schon mal keine Haltung sein, sie kann höchstens das Ideal einer Haltung propagieren. Für mich ist die GFK zunächst einmal eine Praxis der Kommunikation und Selbstreflexion, die ich mit der Haltung ausübe, die ich eben verinnerlicht habe. Diese eigene Haltung setzt sich zusammen aus der Summe meiner Absichten, Hoffnungen, Überzeugungen, sie ist ein Muster das mein Denken und Handeln durchzieht, geformt durch mein Bild von mir und anderen, eine Richtschnur, die mein Handeln prägt. Sie bestimmt, ob ich die GFK manipulativ einsetze, oder ob es mir ernst ist, wenn ich über Bedürfnisse rede.

Wenn du dich auf den Weg machst, die Gewaltfreie Kommunikation nicht nur kennenzulernen, sondern ihre Prinzipien zu verinnerlichen, dann machst du dich auf einen Entwicklungsweg, der bestimmte Grundannahmen verfestigt und andere in Frage stellt.

Diese Grundannahmen machen einen Teil der eigenen Haltung aus, die man zum Beispiel zwischen autoritär und partnerschaftlich verorten kann. Je nachdem, wie weit du dich bereits in Richtung Partnerschaftlichkeit, Offenheit und Empathie bewegt hast, wirst du mit den darauf aufbauenden Werkzeugen andere Ergebnisse erzielen.

Diese Früchte, nämlich veränderte Erfahrungen, die du dank der GFK machen kannst, bilden den Kompost, der wiederum zu deiner Haltung und deinem Menschenbild wird. Auf diese Weise verändert die tägliche Praxis nach und nach deine Haltung, bis es zu einer stabilen Feedbackschleife kommt.

Reflexionsfragen

Welche Erzählungen und Geschichten haben mein Leben geprägt?
Wie haben sie mich beeinflusst und wie beeinflussen sie mich immer noch?
Welche Werte wurden mir vermittelt und welche haben sich auf mein Menschenbild und Weltbild ausgewirkt? Glaube ich zum Beispiel, dass Menschen von Natur aus gut oder schlecht sind? Wie beeinflusst das meine Beziehungen und mein Verhalten anderen gegenüber?

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