Moderation ist die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen

Fortgeschrittene|Gewaltfreie Kommunikation (GFK)

Moderation ist die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen

Jede Frage lenkt. Je nachdem, wie ich frage, bekomme ich unterschiedliche Antworten. Und das ist entscheidend – gerade wenn ich Gruppen moderiere. Denn Fragen bestimmen nicht nur, was gesagt wird, sondern auch, wie gedacht wird. Sie setzen gedankliche Prozesse in Gang, die je nach Fragestellung ganz unterschiedlich ausfallen können.

Aus meiner Sicht besteht die Arbeit als Moderator:in deswegen zu 80% darin, den Prozess vorzubereiten und die passenden Fragen zu formulieren. Dann kann die Gruppe ihre Zeit sinnvoll nutzen um Probleme zu erörtern und Lösungen zu finden.  

Grundsätzlich gibt es zwei große Richtungen, in die Fragen führen können:

Analyse- und Problemfokus: Hier geht es um Vergangenheit und Gegenwart. Warum ist etwas so, wie es ist? Was sind die Ursachen? Diese Fragen helfen, das Problem zu verstehen, Hintergründe zu beleuchten und Zusammenhänge sichtbar zu machen. Gute Methoden dafür sind zum Beispiel die Szenarien aus der Metaplan-Moderation.

Lösungsfokus und Zukunftsperspektive: Hier wird nach vorne geschaut. Wie wollen wir das angehen? Welche Möglichkeiten haben wir, um die Situation zu verbessern? Die Grundlage für solche Fragen bildet das, was zuvor analysiert wurde. Mit diesen Fragen kann dann ein Brainstorming gestartet werden und eine Lösung konsensiert.

In Gruppenprozessen und Entscheidungsfindungen ist diese Form der erste wichtige Unterschied. Eine fundierte Analyse (1) ist die Voraussetzung für eine gute Lösungsfindung (2). Ohne das eine bleibt das andere vage oder ideenlos. Aber ohne den zweiten Schritt bleibt die Gruppe in der Analyse-Paralyse.

Checkliste für gute Fragen

  • das Thema ist in die Frage hinein formuliert
    statt „Wie könnte man das Problem lösen?“

besser „Wie können wir das Schnittstellenproblem zwischen den Abteilungen lösen?“

  • die Frage grenzt das Thema auf eine angemessenen Umfang ein
    statt „Was kann man bei uns alles verbessern?“

besser „Wo seht ihr sinnvolle Ansatzpunkte für die Verbesserung unserer Schnittstellen?“

  • die Gefragten werden direkt angesprochenstatt „Was kann man tun?“

besser „Was habt ihr für Ideen, um…?“

  • die Frage ist offen formuliert
    statt „Ist es sinnvoll         ?“

besser „Wie kriegen wir aus eurer Sicht einen sinnvollen Prozess, der…             “

  • die Frage enthält ein anspruchsvolles Ziel und fordert die Gruppe
    statt „Was fällt euch alles ein zum Thema. ?“

besser „Was können wir tun, um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen?“

Die Wirkung der richtigen Frage

Ein kleines Beispiel für eine Analyse-Frage: Es macht einen großen Unterschied, ob ich frage: „Welche Probleme siehst du für Deutschland?“ oder „Welche Probleme berühren dich in deinem Alltag am meisten?“ Die erste Frage führt wahrscheinlich zu allgemeinen Themen, die von Medien geprägt sind – Migration, Wirtschaft, Außenpolitik. Die zweite lenkt den Blick auf persönliche Erlebnisse – steigende Mieten, überfüllte Kitas, fehlende Ärzte. Die Frageebene entscheidet also darüber, ob wir über abstrakte Probleme sprechen oder über das, was uns wirklich beschäftigt.

Wenn du lernen möchtest, Entscheidungen auf eine neue Weise anzugehen, bieten wir Einstiegsangebote zum Systemischen Konsensieren an – online oder vor Ort in Potsdam und Fürth. Dort kannst du erleben, wie Entscheidungsprozesse konstruktiver gestaltet werden können. In unseren weiterführenden Facilitator-Ausbildungen tauchen wir noch tiefer in die Methoden ein und zeigen, wie du Gruppen professionell durch Entscheidungsprozesse führst.

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